Durchführung der Datensammlung

Um spezifische Daten eines Produktlebenszyklus zu erhalten, sind Experteninterviews und Fragebögen essenziell. Hierbei wird Fachpersonal zu ihrem jeweiligen Fokusthema befragt, wobei wichtige Daten für die Ökobilanz gesammelt werden.

Nachdem zuvor festgelegt wurde, welche Daten benötigt werden, geht es jetzt darum, diese auch systematisch einzuholen – z. B. durch Interviews, Fragebögen, direkte Abfragen oder Datenextraktion aus bestehenden Systemen.

Je nach Datenquelle und Komplexität eignen sich unterschiedliche Formate

  • Fragebögen (z. B. Excel, Online-Formulare)
    • Geeignet für standardisierbare Daten wie Stückzahlen, Materialgewichte, Transportdistanzen
    • Tipp: Mit Beispielzeilen und Dropdowns verständlicher machen.
  • Interviews (z. B. halbstrukturiert)
    • Geeignet bei komplexen oder unsicheren Prozessen, z. B. in der Produktion oder bei Entsorgung.
    • Ermöglicht vertiefte Rückfragen, spart Zeit bei erklärungsbedürftigen Themen.
  • Strukturierte Datenabfragen (z. B. via ERP-System, IoT-Schnittstellen)
    • Besonders sinnvoll bei automatisch erfassten Daten, z. B. Energieverbräuchen, Produktionsmengen, Wartungszyklen.
    • IT-Abteilung frühzeitig einbeziehen

Interviews und Fragebögen sollten sorgfältig vorbereitet werden.

Interview:

  • Zielsetzung: Lege ein klares Ziel für das Gespräch fest, sodass alle Beteiligten genau wissen, welche Informationen erfragt werden
  • Kommunikation: Eine offene Kommunikation ist wichtig für das Interview, damit klar und deutlich über die Themen gesprochen werden kann. Darüber hinaus sollte der Experte gut eingebunden und vorher von der Thematik abgeholt werden, damit er seine Ansichten und Daten transparent widerspiegeln kann
  • Dokumentation: Die Ergebnisse des Interviews müssen sorgfältig dokumentiert und sicher abgespeichert werden, damit auch nach dem Gespräch die gesammelten Informationen nachvollziehbar sind

Fragebogen:

  • Mit einem Fragebogen/Template können unteranderem offene und geschlossene Fragen gestellt und diese gleichzeitig dokumentiert werden. Als Beispiel für Vorlagen können, die bereits aufgeführten Templates in den vorherigen Kapiteln herangezogen werden
  • Beispiel:
    1. Der Fragebogen wird an das Fachpersonal geschickt und falls Rückfragen auftreten, wird nach dem Ausfüllen des Bogens ein kurzer Termin vereinbart
    2. Der Fragenbogen wird in einem Termin ausgefüllt, sodass Anliegen sofort mitgeteilt und geklärt werden können
  • Eine weitere Option sind Q&A Sessions: Dabei werden Fragen von dem Interviewten geklärt, sodass beispielsweise Begrifflichkeiten genauestens verstanden und eine Basis für folgende Austausche geschaffen wird

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Case Study

Sachbilanz_3.1

Interview mit Produktdesign über „Materialzusammensetzung“:

  • Zielsetzung: Wissen über Material und Stoffe des Wasserkochers
  • Struktur: Zur Vorbereitung wurde ein Template erstellt, welches die spezifische Zusammensetzung des Wasserkochers abfragt. Somit kann im Interview die Vorlage strukturiert abgearbeitet und wichtige Kennzahlen sofort dokumentiert werden
  • Kommunikation: Es wird ausführlich über den Aufbau des Wasserkochers gesprochen, sodass jeder Teilnehmende des Interviews die Zusammensetzung nachvollziehen kann
  • Dokumentation: Durch das Template werden die geteilten Daten bereits sicher dokumentiert. Weitere Daten werden mit Hilfe von einem Aufzeichnungsgerät sichergestellt

Praxistipp: Für interne Gespräche eignen sich besonders kure Interviewtermine von 1 – 2 Stunden. Die beteiligten Fachbereiche (Einkauf, Produktion, Logistik) bringen ihre Daten mit und die Ergebnisse können gemeinsam dokumentiert werden. Die Dokumentation kann mit Templates schnell umgesetzt werden, wobei sich besonders Tools wie Miro, Collaboard und Co. eignen. In diesen kann, während dem Interview, interaktiv gearbeitet und Daten dokumentiert werden.

Für externe Datenabfragen eignen sich am besten Fragebögen. Hierbei sollte vor allem auf ausführliche Erklärungen und Beispiele geachtete werden, um die Datenqualität sicherzustellen. Auch ein klarer Zeitplan und das Versenden von Reminder sind wichtig um die Rücklaufquoten zu erhöhen. In vielen Fällen lohnt es sich außerdem, Q&A-Terminen anzubieten, um Unklarheiten bei den Befragten zu klären.

Checkliste:

  • Wurde das Format je Datenquelle definiert?
  • Wurden Fragebögen mit Beispielen und Erklärungen erstellt?
  • Sind die Interviews durchgeführt und dokumentiert?
  • Wurde die Datenerhebung zentral gespeichert (inkl. Quellen)