Auswahl der Berechnungsmethode und Datenbanken
In diesem Schritt wird die passende Berechnungsmethode für die Wirkungsabschätzung (LCIA – Life cycle impact assessment) bestimmt, um die erfassten Material- und Energieflüsse in Umweltwirkungen umzuwandeln.
Hintergrundinformation zu LCIA-Methoden
Mithilfe der Wirkungsabschätzungsmethode werden alle Material- und Energieflüsse des Produktsystems in Umweltwirkungen umgerechnet. Dazu erfolgt die Zuordnung dieser Flüsse zu verschiedenen Wirkungskategorien:
- Klimawandel (Global Warming Potential, GWP) – gemessen in CO₂-Äquivalenten.
- Ozonabbau (Ozone Depletion Potential, ODP) – gemessen in kg R11-Äquivalenten.
- Versauerung (Acidification Potential, AP) – gemessen in kg SO₂-Äquivalenten.
- Eutrophierung (Eutrophication Potential, EP) – gemessen in kg Phosphor- oder Stickstoff-Äquivalenten.
- Ressourcenverbrauch (Resource Depletion Potential, RDP) – beispielsweise für Wasser oder fossile Brennstoffe.
Hier gibt es unterschiedliche LCIA Methoden, die sich darin unterscheiden, wie die einzelnen Wirkungskategorien berechnet und gewichtet werden.
Wichtige Überlegungen zur Auswahl einer LCIA-Methode
Die in der LCIA ausgewählten Wirkungskategorien sollten mit den Zielen der LCA-Studie übereinstimmen und alle relevanten Umweltbelange abdecken. Die Auswahl einer LCIA-Methode hängt von mehreren Faktoren ab:
- Ziel der Studie: Es sollte berücksichtigt werden, welcher Detailgrad in der Analyse angestrebt wird und ob je nach Ziel der Studie eine Normalisierung und Gewichtung erforderlich ist.
- Regulatorische Anforderungen: Die ausgewählte Methode sollte mit den rechtlichen Rahmenbedingungen (z. B. EU PEF, EN 15804) übereinstimmen.
- Industrie- und sektorspezifische Anforderungen: Es ist wichtig zu beachten, ob sektoralen Standards (z. B. Bauwesen, Textilien, Elektronik) bestimmte Wirkungskategorein in den Fokus nehmen oder einschlägige Branchenverbände eine LCIA-Methode empfehlen.
- Erwartungen der Stakeholder und des Marktes: Bestimmen Sie, ob die Stakeholder (z. B. politische Entscheidungsträger, Unternehmen, Verbraucher) Ergebnisse in bestimmten Wirkungseinheiten (z. B. CO₂-Äquivalente) verlangen.
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Auswahl einer LCI-Datenbank
Datenbanken sind Sammlungen von Daten über die Inputs und Outputs von Prozessen im Lebenszyklus eines Produkts, einer Dienstleistung oder eines Systems. Sie liefern Informationen über den ökologischen Fußabdruck von Materialien und Prozessen und unterstützen Ökobilanzstudien, wenn direkte Messungen nicht möglich sind.
Diese Datenbanken können sein:
- allgemein oder spezifisch - sie decken ein breites Spektrum von Sektoren ab oder konzentrieren sich auf bestimmte Sektoren.
- regional oder global - sie repräsentieren standortspezifische Bedingungen oder bieten allgemeine Datensätze.
Grundsätzlich unterscheidet man bei den Sachbilanzdaten zwischen:
- Primärdaten (Vordergründiges System): Direkt erhoben aus Prozessen, die unter der Kontrolle des Entscheidungsträgers stehen, der die LCA durchführt. Z.B. Energie- und Wasserverbrauch, Abfallaufkommen usw.
- Sekundäre Daten (Hintergrundsystem): Abgeleitet aus externen Quellen wie nationalen Statistiken, Forschungsarbeiten, Unternehmensberichten und bestehenden LCI-Datenbanken. Z.B. durchschnittlicher Strommix, regionale Emissionen usw. Repräsentiert Prozesse, die sich der direkten Kontrolle entziehen und stellt somit die Vollständigkeit der Bewertung sicher .
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Praxis Tipp:
Die Environmental Footprint Methode EF 3.1 wird von der EU empfohlen und soll in Zukunft zu einer Vereinheitlichung der Berechnung von Ökobilanzen führen. Auch müssen seit 2024 alle zertifizierten Umweltproduktdeklarationen (EPDs) die EF 3.1 Methode anwenden, um eine bessere Vergleichbarkeit zu schaffen. Daher empfiehlt es sich diese Methode anzuwenden.
Für die Identifikation der passenden Datenbanken lohnt es sich branchenspezifische Datenbanken genauer zu betrachten. Darüber sind Ecoinvent und Gabi die beiden kommerziellen Datenbanken, die aufgrund ihres großen Umfangs sehr häufig Anwendung finden.
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Case Study
Auswahl der LCIA-Methode
- Die Analyse soll eine umfassende Bewertung zahlreicher Umweltwirkungen (Klimawandel, Feinstaub, Wassernutzung) beinhalten.
- Die Ökobilanz ist für den europäischen Kontext ausgerichtet und soll mit EU-Vorgaben kompatibel sein.
Deshalb wird die Environmental Footprint (EF)-Methode der EU-Kommission verwendet.
Auswahl der Datenbank
Hintergrunddaten zu Materialien, Energieverbrauch und Transportprozessen wurden aus der Ecoinvent v2.2-Datenbank entnommen. Etwaige Datenlücken wurden mit Hilfe von öffentlich verfügbaren Datenbanken und Literatur ergänzt.
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Checkliste
- Die LCIA Methode wurde passend zum Ziel der Ökobilanz ausgewählt?
- Wurden die richtigen Datenbanken identifiziert?